Wissenstransfer mit Studierenden: Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis

Unsere Inklusionsprojekte werfen spannende Fragen auf, die wir regelmässig zusammen mit Studierenden beantworten. Im Blogbeitrag geben wir einen Einblick in zwei spannende Masterarbeiten.

Blindspot arbeitet nicht allein an einem Systemwandel, sondern mit einer Vielzahl an Organisationen und Partner:innen. Um die Inklusion in unserer Gesellschaft weiter voranzutreiben, geben wir unser Gelerntes weiter und arbeiten stark netzwerkbasiert. Abschlussarbeiten von Studierenden eignen sich besonders gut für Kooperationen, da Studierende auf der Suche nach spannenden, praxisrelevanten Fragestellungen sind und Blindspot diese zusammen mit einem Feldzugang zu unseren Projekten – der Möglichkeit, Interviews, Befragungen und Beobachtungen durchzuführen – anbieten kann. Durch diesen Wissenstransfer entstehen Win-Win-Situationen, von denen beide Seiten profitieren. Während viele Studierende aus dem Bereich der Sozialen Arbeit oder Sozialpädagogik kommen, suchen wir bewusst auch die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen. Durch die Interdisziplinarität können so unterschiedliche Perspektiven aufeinandertreffen.

Im vergangenen Jahr haben wir u. a. mit Studierenden der Wirtschaftsinformatik, Angewandten Linguistik, Hotelmanagement, Sozialanthropologie sowie Gesundheitswissenschaften und Technologie zusammengearbeitet – von Fachhochschulen und Universitäten wie der ETH Zürich, Universität Bern, Universität Freiburg sowie Berner Fachhochschule (BFH) und ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Im Folgenden stellen wir zwei Masterarbeiten vor, die im Frühjahr 2024 in Zusammenarbeit mit Blindspot entstanden sind und sich mit dem Thema inklusive Gastronomie auseinandersetzen.

 

Masterarbeit ETH Zürich: «Inklusive Restaurants verstehen und verbessern»

Die Masterarbeit einer Studentin der Gesundheitswissenschaften und Technologie an der ETH Zürich analysierte die Dimensionen Inklusion, Arbeitsabläufe und Servicequalität der inklusiven Gastronomiebetriebe von Blindspot. Durch Beobachtungen, die eigene Mitarbeit, Interviews mit den Betriebsleitenden sowie Gästebefragungen erhob sie Daten, um daraus die Abläufe verstehen und Verbesserungsvorschläge machen zu können.

Eine spannende Erkenntnis war, dass Betriebsleitende und Gäste einzelne Aspekte unterschiedlich wahrnahmen: So waren die Betriebsleitenden kritischer in Bezug auf den Erklärungsgrad der Menüs oder die Aufmerksamkeit des Personals während des Aufenthalts, während diese Aspekte von den Gästen als positiv oder nebensächlich wahrgenommen wurden – bspw. wenn der Service noch einmal die bestellten Gerichte nachfragen musste.

Im Bereich Inklusion wurde deutlich, dass viele Mitarbeitenden mit Beeinträchtigung die ihnen zugeteilten Aufgaben sehr gut erledigen. Jedoch hatten sie Probleme, Aufgaben von sich aus zu sehen und die Initiative dafür zu ergreifen. Auf Grundlage dieser Erkenntnis wurden verschiedene Möglichkeiten entwickelt, wie die Mitarbeitenden dabei unterstützt werden können, dies zu lernen.

 

Masterarbeit BFH: «Wie können Technologien die Unabhängigkeit von Restaurantangestellten mit kognitiven Einschränkungen erhöhen?»

Die Masterarbeit einer Studentin der Wirtschaftsinformatik an der BFH beschäftigte sich mit der Dimension der Autonomie bzw. Unabhängigkeit von Mitarbeitenden mit kognitiven Beeinträchtigungen in den inklusiven Gastronomiebetrieben von Blindspot. Durch Interviews mit Mitarbeiter:innen mit und ohne Beeinträchtigung, Coaches aus dem sozialpädagogischen Team von Blindspot und diversen Inklusionsexpert:innen aus der Schweiz sowie Beobachtungen wurden Aspekte identifiziert, die die Autonomie aktuell noch hemmen, und Lösungen erarbeitet.

Eine wichtige Erkenntnis war, dass die Selbstständigkeit von Mitarbeitenden mit Beeinträchtigung bei Bezahlprozessen teilweise noch auf Grenzen stösst während die meisten im Service sehr selbstständig sind. Dies gilt sowohl bei Barzahlungen, als auch bei der – zunächst teilweise einfacher erscheinenden – Kartenzahlung. Der Umgang mit einem nicht barrierefreien Bezahlsystem sowie Trinkgelder erschweren den Prozess. Farbliche Kennzeichnungen im Bezahlsystem oder audio-visuelle Aus- und Eingaben könnten etwa Verbesserungsmöglichkeiten darstellen.

Blindspot klärt zurzeit mit dem Institut Digital Technology Management der BFH ab, ob ein System (weiter-)entwickelt werden kann. Die neuen Funktionen würden sowohl die Autonomie der Mitarbeitenden mit kognitiver Beeinträchtigung stärken als auch den Bezahlvorgang für alle Mitarbeitenden in den Restaurants beschleunigen und vereinfachen und damit das Fehlerpotenzial reduzieren.