Inklusive WG: Partizipation und Selbstbestimmung im Mittelpunkt

In unserem inklusiven Wohnprojekt leben junge Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam und auf Augenhöhe im urbanen Raum in Bern - Partizipation und Selbstbestimmung stehen dabei im Mittelpunkt. Erfahre mehr dazu in diesem Blog-Eintrag.

Sarah: “Wo wohnsch?” 
Silvan: "Z’Bern.”
Sarah: “Bi de Eltere?”
Silvan: “Nei, ire WG.”  

Was auf den ersten Blick wie Small Talk aussieht, ist für junge Erwachsene mit Beeinträchtigung keine Selbstverständlichkeit. Noch immer leben Personen mit Beeinträchtigung, wie Silvan, mehrheitlich bei den Eltern oder in einer Institution (laut Aktualisiertem Schattenbericht 2022 von Inclusion Handicap). 

Recht auf ein selbstbestimmtes Leben: Umsetzung des Art. 19 der UN-Behindertenrechtskonvention  

Dabei hat die Schweiz durch die Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) im Jahr 2014 sich dazu verpflichtet, dass Menschen mit Behinderung ohne Diskriminierung ihre Rechte und Grundfreiheiten kennen und ausleben können. Dazu gehört Artikel 19: Das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben und die freie Wahl des Aufenthaltsorts sowie Wohnform. 

Der Schattenbericht von Inclusion Handicap zur Umsetzung der UN-BRK durch die Schweiz zeigt jedoch: Bis heute liegt der Fokus in der Schweiz auf institutionellen Wohnformen – die Wahl bleibt eingeschränkt und ein Leben in der Gemeinschaft mit gleichen Wahlmöglichkeiten also weiterhin verwehrt. 

Das Projekt Inklusiv Wohnen von Blindspot bietet jungen Erwachsenen mit Beeinträchtigung im Alter zwischen 18 bis 30 Jahren die Chance inklusiv zu leben – und setzt somit den Artikel 19 gemäss UN-BRK um. In zwei Wohngemeinschaften in der Berner Lorraine sowie Ostring wohnen je zwei Personen mit und ohne Beeinträchtigung zusammen. Partizipation und Selbstbestimmung stehen dabei im Mittelpunkt. Mitgestalten, mitbestimmen und mitverantworten – damit Inklusion in allen Strukturen der Gesellschaft als Selbstverständlichkeit gelebt wird. 

Entscheidungen fällen muss geübt werden  

Viele junge Erwachsene mit Beeinträchtigung erleben bereits in jungen Jahren starke strukturelle Einschränkungen. Sei es durch ein separatives Schulsystem oder durch das Wohnen und Arbeiten in einem institutionellen Setting. In einer WG hingegen können sie selbst mitentscheiden, wie und mit wem sie zusammenwohnen möchten. Gemeinsam wird über einen Ämtliplan, WG-Aktivitäten oder das Casting neuer Mitbewohner:innen abgestimmt. Mitbewohner:innen mit Beeinträchtigung werden nach Bedarf vom Coaching-Team von Blindspot unterstützt. 

Im Alltag haben Menschen mit Beeinträchtigungen nur wenige inklusive Begegnungsorte. So bleiben Personen mit und ohne Beeinträchtigung, auch wenn nicht bewusst, mehrheitlich unter sich. Das Projekt schafft eine Plattform und fördert die Entstehung von inklusiven Bekanntschaften. Denn eine WG ist dynamisch: Mitbewohnende ziehen ein und aus, der Freund der Mitbewohner:in kommt zu Besuch, die Nachbarn fragen nach Kaffee und bei der WG-Party schliessen sich Freund:innen von Freunden an. Ein inklusiver Mix, der auf natürliche Weise entsteht.  

Das Ziel: Die Antwort von Silvan “ire WG” ist selbstverständlicher Small Talk. 

Wir suchen: 
Für die zweite inklusive WG in Bern Ostring suchen wir noch eine interessierte Person mit Beeinträchtigung.
Interessiert? Hier erfährst du mehr zu unserem Projekt. 

Bei Fragen melde dich gerne direkt per Mail an sarah.schneitterwhatever@blindpsot.ch oder telefonisch 078 700 92 55.